Mehr Mut!
Gesundheit braucht Freiheit und Vertrauen
Frei ist der Mensch, der über sich und seine Gesundheit selbst bestimmen kann. Frei ist die
Gesellschaft, die ihren Umgang mit Gesundheit in einem gemeinschaftlichen Diskurs aushandeln
kann. Jetzt, nachdem sich die Schockstarre in der Corona-Krise mehr und mehr löst, braucht es eine
neue Initiative, um solche Situationen künftig besser bewältigen und sowohl unser Sozialwesen als
auch das Gesundheitssystem demokratisch weiterzuentwickeln.
Denn die immer noch grassierende Angst vor der Pandemie und ihren Folgen macht uns unfrei.
Sie verengt unseren Blick auf einen Impfstoff oder Medikamente als einzigen Ausweg, um zu einem
normalen Leben zurückkehren zu können. Beides wird es jedoch erst in ferner Zukunft geben – wenn
überhaupt. Diese Angst verstärkt die Unsicherheit und verleitet zu Scheinlösungen, die unter
Umständen schlimmere Zustände bewirken können als die Krise selbst. Die Folgen des Lockdowns
tragen vor allem junge Familien, Kinder und Jugendliche, ebenso Kranke und Ältere sowie
sozial benachteiligte und schutzbedürftige Menschen. Viele andere haben in der Krise große Opfer
gebracht: Ärzt*innen, Pflegende, Verkäufer*innen, Zusteller*innen, Gastronomen, Selbstständige.
Die Corona-Krise legt die Schwächen in unserem Gesundheitssystem offen. Sie fordert auf
zu radikalem Umdenken: Statt den Blick allein auf die Abwehr von Krankheiten zu richten, sollten wir
das immense Potential nutzen, mit dem wir Gesundheit fördern und erhalten können: in unserer
Lebens- und Arbeitswelt ebenso wie in der medizinischen Versorgung und in der politischen
Ausrichtung unseres Gesundheitssystems.
Besinnen wir uns auf unsere Eigenverantwortung! Aktivieren wir unsere Gesundheitskompetenzen
und -ressourcen! Erobern wir uns unsere Handlungsfähigkeit zurück. Das sind die wichtigsten
Forderungen dafür:
Den Menschen in den Mittelpunkt stellen
Unser Gesundheitssystem orientiert sich derzeit vor allem an den wirtschaftlichen Bedürfnissen
der Kostenträger und Anbieter. Wir meinen: Das Gesundheitswesen muss an den Bedürfnissen
der Bürger*innen und Patient*innen und ebenso an den Werten und Zielen der darin tätigen
Mitarbeiter*innen ausgerichtet werden.
Bürgerinnen und Bürger beteiligen
Unser Gesundheitssystem kann bestehende und künftige Herausforderungen nur bewältigen,
wenn verkrustete Strukturen aufgebrochen und Impulse von unmittelbar Betroffenen
eingebunden werden. Es ist für die Patient*innen und Bürger*innen da; deren Stimmen müssen
bei der Neugestaltung des Systems zentral eingebunden werden. Wir brauchen neue Formen der
Verständigung darüber, welche Medizin und Pflege wir wollen und wie sich das
Gesundheitswesen weiterentwickeln lässt (z.B. Bürger*innenräte für Gesundheit, Mitwirkung
bei übergreifenden und regionalen Entscheidungsprozessen).
Das ganze Spektrum der Medizin nutzen
Gestalten wir die Medizin integrativ! Naturheilkunde, Anthroposophische Medizin, Osteopathie,
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Homöopathie, Ayurveda, Kneipp’sche-Anwendungen
und vieles mehr werden von der Mehrheit der Menschen in Europa ebenso gewollt wie die
Verfahren der konventionellen Medizin. Beides lässt sich sinnvoll und effektiv verbinden. Dafür
setzen sich auch die Bürgerkampagne weil’s hilft! und die Hufeland-Gesellschaft ein.
Das Immunsystem stärken
Menschen, die sich als selbstwirksam erleben, stärken damit auch ihr Immunsystem. Eine
solche Selbstwirksamkeit für mehr Gesundheit kann auf der individuellen, sozialen und
gesellschaftlichen Ebene erfahren werden. Ein Kurswechsel hin zu einem
gesunden Lebensstil lässt sich mit vielen Verfahren der Natur- und der Mind-Body-
Medizin erreichen. Diese Art der Prävention und Behandlung gehören zu unserer Kultur und
müssen innerhalb des Gesundheits- und des Bildungssystems selbstverständlich werden.
Verantwortlich handeln
All dies kann nur gelingen, wenn wir uns der gegebenen Situation verantwortlich stellen und die
bestehenden Ängste respektieren. Soziales Miteinander und Vertrauen entstehen durch
gegenseitigen Respekt, Transparenz und demokratischen Diskurs. Verbote können immer nur ein
letztes Mittel sein, um unsere Freiheit zu schützen.
Es ist Zeit für eine Politik des Vertrauens, eine Politik, die uns Krisen wie diese aktiv und
gemeinsam bewältigen lässt, die unsere Demokratie bewahrt und stärkt.
Verfasst und initiiert im Juni 2020 vom Bürger- und Patientenverband GESUNDHEIT AKTIV e. V.