Veröffentlichung meiner Dissertation

Dr. med. Jost Christian Deerberg


1999 Postervortrag auf dem 19. Kongress für Perinatale Medizin Berlin

 

2000 Postervortrag auf dem 53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in München

 

2004 Buchveröffentlichung: Wissenschaftliche Schriftenreihe des Instituts für Evolutionsbiologie und Morphologie Universität Witten/Herdecke, Bd. 6; Martin Galunder Verlag, Nümbrecht

2004; ISBN 3-89909-034-9

 

2010 Veröffentlichung international unter dem Titel "Do Macromorphological Features of the Human Placenta Influence Somatic and Psychomotor Development of the Newborn and Early Infant? A Historic Question Revisited" Gynecol Obstet Invest 2010;Volume 69; No. 4; Page:251-259  - siehe Abstract. hier klicken

 

Zusammenfassung der Doktorarbeit

Die Makromorphe der menschlichen Plazenta variiert beträchtlich. Es gibt nur wenige Arbeiten, die die Bedeutung der plazentaren  Makromorphe für die Kindsdaten zur Geburt untersucht haben. Es liegen keine Arbeiten über die Bedeutung der plazentaren Makromorphe für die Entwicklung des Kindes post partum vor.

 

Ziel dieser Arbeit war es, die Korrelation des Plazentaumfangs – als abgeleitete Größe der Makromorphe der Plazenta – mit den Geburtsdaten der Kinder und deren kindlichen Entwicklung bis zum vierten Lebensjahr zu untersuchen. Es sollte weiterhin untersucht werden, welche Faktoren den Plazentaumfang beeinflussen. Da es kaum Daten über den physiologischen Plazentaumfang gibt, wurde zunächst ein möglichst orthologisches  Plazentakollektiv gewählt. Dieses Kollektiv umfasst 219 Plazenten von termingerechten, eutroph geborenen Kindern (1. Datensatz). Um die Wirkung der verschiedenen Faktoren aus den Plazentaumfang einschätzen zu können, wurden auch die Faktoren untersucht, die einen Einfluss auf das Plazentagewicht und das kindliche Geburtsgewicht gezeigt haben. Alle Größen wurden auf Ihren Geschlechtsunterschied hin untersucht.

 

Als Ausgangspunkt für die Untersuchung der Entwicklung der Kinder bis zur U8 wurden in einem zweiten Schritt drei Plazentaumfangsgruppen aus einem erweiterten Kollektiv von 252 Plazenten gebildet (2. Datensatz). Diese Plazentaumfangsgruppen wurden massige (Plazentaumfang <10. Perzentile), mittlere (Plazentaumfang zwischen 45. Und 55. Perzentile) und gedehnte (Plazentaumfang >90. Perzentile) Plazenten genannt. In Bezug auf diese drei Gruppen (von 93 Plazenten konnten insgesamt 73 vollständige Datensätze ausgewertet werden) wurden die psychomotorischen und somatische Kindesentwicklung bis zur U8 untersucht. Im Vergleich wurde die kindliche Entwicklung dieser 73 Kinder auf eine Korrelation mit dem Plazentagewicht, dem Geburtsgewicht und dem Geschlecht untersucht.

 

Der Plazentaumfang betrug im Mittel 66,2 cm ± 8,4 cm und war in einem geringen, positiven und signifikanten Maße mit allen Kindsdaten zur Geburt (Kindsgewicht r=0,17; Kindslänge r=0,15; Kopfumfang r=0,17) und dem Plazentagewicht korreliert (r=0,3). Der BMI korrelierte nicht mit dem Plazentaumfang. Weiterhin wurde der Plazentaumfang positiv durch den Entbindungsmodus beeinflusst. Die Plazenta von operativ entbundenen Kindern hatte – bei gleichem Plazenta- und Kindsgewicht – einen signifikant größeren Umfang von 69,8 cm ± 10,6 cm im Vergleich zu 65,1 cm ± 7,3 cm bei Spontangeburten. Während bei höherer mütterlicher Parität die Plazentaumfänge signifikant kleiner waren (67,7 cm ± 9,1 cm bei Primiparae und 64,1 cm ± 10,8 cm bei Müttern mit drei und mehr Kindern), erhöhten sich die Kindsgewichte auffällig von 3433 g ± 441,9 g bei Primiparae, auf 3523,2 g ± 392,2 g bei Multiparae. Es zeigt sich keine Abhängigkeit des Plazentaumfangs vom Geschlecht des Kindes.

 

Die aus den Untersuchungen von U1 bis U8 gemittelten Kindsdaten und die psychomotorische Kindsentwicklung bis zum vierten Lebensjahr zeigten keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die gebildeten drei Plazentagruppen.

 

Das Plazentagewicht war mit allen Kindsdaten (Kindsgewicht r=0,5; Kindslänge r=0,31; Kopfumfang r=32) mäßig korreliert. Weiterhin wurde das Plazentagewicht positiv durch das Eihautgewicht (r=0,49), den Plazentaumfang (r=0,3), die Nabelschnurlänge (r=0,24), die Einleitung der Geburt (P=0,03) und den Zeitpunkt der Gewichts-bestimmung post partum (P=0,014) beeinflusst. Das Plazentagewicht zeigte, wie der Plazentaumfang, keine Abhängigkeit vom Geschlecht des  Kindes. Als einziger Plazentaparameter zeigte die Nabelschnur zugunsten der Jungen einen Geschlechtsunterschied. Die Nabelschnur der Jungen war länger als die der Mädchen (P=0,032). Es zeigte dich ebenfalls ein Geschlechtsunterschied, wenn das Plazentagewicht, bzw. der Plazentaumfang in Relation zum Geburtsgewicht betrachtet wurden (P/K-Quotient, bzw. U/K-Quotient). Die Mädchen hatten eine statistisch auffällig schwerere Plazenta (P=0,098) und eine Plazenta mit einem statistisch signifikant größeren Plazentaumfang (P=0,001) in Relation zum Geburtsgewicht als die Jungen. Anders formuliert: Die Jungen hatten bei gleichem Geburtsgewicht eine tendenziell leichtere und signifikant kleinere Plazenta als die Mädchen. Weiterhin war das Plazentagewicht schwach mit dem mittleren Kindsgewicht (r=0,29), der mittleren Kindslänge(r=0,29) und dem mittleren BMI (r=0,27) post partum korreliert (U1-U8). Keinen Einfluss hatte das Plazentagewicht auf die psychomotorische Kindsentwicklung bis zum vierten Lebensjahr.

 

Das Geburtsgewicht wurde vornehmlich positiv durch das männliche Geschlecht (P<0,0005), das Eihautgewicht (r=3) und die Tragzeit (P<0,005) beeinflusst. Statistisch auffällig war die Nabelschnurlänge positiv mit dem Geburtsgewicht verbunden (P=0,092). Das Geburtsgewicht zeigte die höchste Korrelation  mit den Entwicklungsdaten der Kinder post partum bis zur U8: mittleres Kindsgewicht (r=0,47), mittlere Kindslänge (r=0,51), mittlerer  Kopfumfang (r=0,68) und mittlerer  BMI (r=0,21).

 

Das Geschlecht beeinflusst signifikant, mit Ausnahme des BMI, alle mittleren somatischen Größenparameter (U1 – U8) des Kindes post partum [mittleres Kindsgewicht (P=0,014); mittlere Kindslänge (P<0,005; mittlerer Kopfumfang (P=0,011)]. Die psychomotorische Entwicklung, bis auf ein auffällig früheres erstes Sitzen der Mädchen, erfolgte geschlechtsunabhängig.

 

Fazit: Die Plazentamasse scheint bei eutrophen Feten die wichtigere Determinante für das Geburtsgewicht zu sein als die plazentare Makromorphe, hier repräsentiert durch den Plazentaumfang. Die Makromorphe war nicht ausschlaggebend für die spätere Kindsentwicklung bis zur U8. Für diese ist vor allem das Geburtsgewicht und das Geschlecht des Kindes entscheidend. Darüber hinaus korrelierte das Plazentagewicht mit der mittleren somatischen Entwicklung des Kindes. Die psychomotorische Entwicklung wurde von keinem untersuchten somatischen Parameter signifikant beeinflusst.